Die PLURV Taxonomie und kognitive Fehlschlüsse

Wenn ein Thema emotional aufgeladen ist, lasse ich mich gerne zu einer Diskussion hinreißen, obwohl ich über keinerlei echtes Wissen verfüge. Für die Basis einer sachliche Diskussion wäre das allerdings notwendig.

Konstantin, vom YouTube-Kanal Gesundheit und Wissenschaft, hat es in seinem ersten Video zur Reihe “PLURV-Strategien der Desinformation” passend formuliert:

Wenn wir ehrlich sind, fast alles von dem, was wir wissen haben wir nicht selbst herausgefunden, sondern von Personen oder Institutionen, denen wir vertrauen. Aber wo haben die ihr Wissen wiederum her?

So ist es auch oft in Diskussionen im Bereich der Satanic Panic. Wenn ich mir selbst Informationen suche muss ich aufpassen, nicht auf ein weiteres Problem hereinzufallen: Kognitive Fehlschlüsse. Einer meiner Favoriten ist der confirmation bias, auf Deutsch Bestätigungsfehlschluss. Informationen, die der eigenen Meinung entsprechen, erhalten einen gefühlt höheren Wahrheitsgehalt. Doch dies ist nur einer von vielen. Eine imposante Auflistung bekannter Fehlschlüsse befindet sich auf der Webseite anti-bias.eu.

Auch beliebt ist der Autoritätsfehlschluss (authority bias), bei dem man Aussagen eines Experten mehr Glauben schenkt als jemand anderen. Auf sachlicher Ebene spielt es überhaupt keine Rolle, ob jemand Prof. Dr. irgendwas ist, oder nicht. Damit komme ich zu einer daraus folgenden Konsequenz: Prüfe die primären Quellen!

Oftmals reicht es nicht zu sagen “Das stand so in der Zeitung” oder “Prof. Dr. Irgendwas hat in seinem Buch geschrieben”. Auch diese Menschen müssen im Zweifelsfall ihre Quellen angeben. Diese Quellen können dann auf Zuverlässigkeit und Plausibilität geprüft werden. Welche Daten wurden wie erhoben? Liegen vielleicht statistische Fehlschlüsse, wie der Selektionsfehler, vor?

Selektionsfehler einfach erklärt: Ein Reporter fragt 100 Menschen, ob sie an die Existenz von Gott glauben. Sagenhafte 95 Personen antworten mit ja. Später stellt sich heraus, dass die Befragung in einer Kirche gestellt wurde. Die befragte Gruppe war somit ungeeignet, representative Zahlen für den Bevölkerungsdurchschnit zu erzielen.

Alles nicht so einfach und manchmal muss man sich auch einfach eingestehen “Mit dem Thema kenne ich mich nicht aus”. Aus meiner Sicht fällt dies in einer “Leistungsgesellschaft” besonders schwer, da diese Eingeständnis ganz schön am Selbstwert kratzen kann - obwohl der Wert eines Menschen davon nicht beeinflusst werden sollte.

Überlege auch, ob du dich auf jede Diskussion einlassen möchtest. Wenn jemand etwas als Tatsache hinstellt, ohne es zu belegen, ist der Aufwand in der Regel höher es zu widerlegen. Die Beweislast würde eigentlich bei der anderen Person liegen (burden of proof), doch im Eifer des Gefächts könnte es passieren, dass man diese Arbeit für den anderen übernimmt. Du musst für dich selbst entscheiden, ob es dir die Sache dann auch Wert ist.

Letztlich finde ich eine Aussage ganz passend

Wissenschaft ist das was auch dann stimmt, wenn man nicht daran glaubt.

Nicht jede Antwort die ich bekomme gefällt mir und trotzdem kann sie wahr sein. Deswegen finde ich es wichtig, sich immer wieder auf die Basics zu besinnen - und im Zweifelsfall aus einer Diskussion auszusteigen, weil man sich nicht mit dem Thema auskennt.

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