False Memory

Fortsetzung eines wissenschaftlichen Diskurses

Diese Woche sind zwei wissenschaftliche Artikel zum Thema Rituelle Gewalt erschienen, inklusive darauf erfolgter Reaktionen. Insgesamt eine begrüßenswerte Entwicklung, da diese Debatte innerhalb der Fachwelt aufgegriffen werden muss, um langfristig eine Klärung herbeizuführen. Am Montag, den 15. April 2024, eine Kritik von Mokros et al zum Thema Rituelle sexuelle Gewalt, in deren Fokus hauptsächlich durch das Bundesfamilienministerium geförderte Forschungsprojekte standen. Folgende Punkte wurden in dieser Kritik aufgegriffen: Fehlende Befassung mit kritischer Literatur zu ritueller sexueller Gewalt Ungeprüfte und selektive Übernahme von Angaben zu psychischen Störungen Gedächtnispsychologisch unplausible Angaben Darstellung der intentionalen Herbeiführung Dissoziativer Identitätsstörung als Faktum Fehlende Auseinandersetzung mit der Möglichkeit von Suggestionsprozessen Im Kern orientierten sich die Kritisierenden an einer Studie von Nick et al, aus dem Jahr 2018, da diese eine Basis für weitere Studien darstellte.

Differences Between True and False Autobiographical Memories: A Scoping Review

Ein kurzer Hinweis auf einen von Merle Wachendörfer und Aileen Oeberst voröffentlichten Scoping Review, in denen sich die Autorinnen mit den Unterschieden zwischen echten und falschen autobiographischen Erinnerungen beschäftigen. Wachendörfer, Merle & Oeberst, Aileen. (2024). Differences Between True and False Autobiographical Memories: A Scoping Review. European Psychologist. 28. 10.1027/1016-9040/a000513. Was nach Analyse der zur Verfügung stehenden Studien, Artikel und Berichte herausgearbeitet werden konnte war, dass echte Erinnerungen in der Regel deutlich klarer und lebendiger wahrgenommen wurden und Erzählungen dazu deutlich mehr Wörter enthielten als es bei falschen Erinnerungen der Fall war.

Satanic Panic vor Gericht kein Einzelfall - AG Hamburg-Wandsbek

Satanic Panic ist vor Gericht kein Einzelfall. Dies zeigt auch ein im November 2023 veröffentlichter Beschluss des Amtsgericht Hamburg-Wandsbek, erfasst unter dem Aktenzeichen 737 F 51/22. Bei diesem Verfahren handelte es sich um einen Sorgerechtsstreit zwischen zwei Erwachsenen, in dem das alleinige Sorgerecht auf den Vater übertragen wurde. Die Mutter flüchtete im Frühjahr 2022 in ein Frauenhaus und die gemeinsame Tochter kam nach den Frühjahrsferien nicht mehr zur Schule. Jeder Versuch Kontakt zu Mutter und Kind aufzunehmen scheiterte.

VOLLBILD - Es muss nicht immer Satanismus sein

Am 12. Dezember 2023 erschien im SWR die Sendung “Seelenbrecher? Missbraucht eine Psycho-Sekte Gewalt-Opfer?” und berichtet über den Verein “El Faro”, der Beratungen für Opfer sexuellen Missbrauchs anbietet. Es ist von Folter, Freiheitsentzug, suggerierten Missbrauchserinnerungen und finanzieller Ausbeutung die Rede. In der gesamten Sendung kommen die Wörter Dissoziative Identitätsstörung und Satanismus nicht vor. Im Kern ist das Narrativ jedoch erkennbar, indem Betroffenen suggeriert wurde schwersten Missbrauch in organisierten Täterstrukturen erlebt zu haben - natürlich unter bisheriger Verdrängung nicht erinnerbar.

ZDF zieht Sendung zu Ritueller Gewalt zurück | ZDF Magazin Royale

Bereits am 18.09.2023 reichte die Aufarbeitungskommission eine Beschwerde beim ZDF Fernsehrat ein, um sich über eine undifferenzierte Berichterstattung Seitens der Böhmermann-Sendung zum Thema “Rituelle Gewalt” zu beschweren. Die Sendung sei zu undifferenziert und würde allen Opfern sexueller Gewalt schaden, sowie den im Bereich Traumatherapie arbeitenden Psychotherapeut*innen. Die Argumentation erfolgt in einer üblichen pathologisch anmutenden Art und Weise, in der eine untrennbare Vermischung mit sexuellem Missbrauch geschaffen wird. Im Grunde geht es jedoch um Verschwörungstheorien in Psychotherapien, was in der Sendung des ZDF Magazin Royale an der Person Michaela Huber aufgezeigt wurde.