Aufarbeitungskommission

Die Aufarbeitungskommission und Paralleljustiz

Am 26.04.2024 veröffentlichte der Spiegel einen Artikel zur gesetzlichen Verankerung der Aufarbeitungskommission und der Befürchtung, eine Paralleljustiz könne daraus entstehen. Die TAZ hingegen berichtete Ende März von einer gesetzlichen Verankerung des Amts der Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten, wodurch noch nicht ganz klar ist, welches Amt oder Gremium nun genau aufgrund gesetzlicher Grundlage dauerhaft legitimiert werden soll. Der entsprechende Gesetzesentwurf soll erst im Mai vorgelegt werden. Der Artikel des Spiegels zeigt jedoch auf, dass Bedenken gegenüber den Bestrebungen der Aufarbeitungskommission nicht nur aus psychologischer, sondern ebenso aus familienrechtlicher Sicht bestehen.

Fortsetzung eines wissenschaftlichen Diskurses

Diese Woche sind zwei wissenschaftliche Artikel zum Thema Rituelle Gewalt erschienen, inklusive darauf erfolgter Reaktionen. Insgesamt eine begrüßenswerte Entwicklung, da diese Debatte innerhalb der Fachwelt aufgegriffen werden muss, um langfristig eine Klärung herbeizuführen. Am Montag, den 15. April 2024, eine Kritik von Mokros et al zum Thema Rituelle sexuelle Gewalt, in deren Fokus hauptsächlich durch das Bundesfamilienministerium geförderte Forschungsprojekte standen. Folgende Punkte wurden in dieser Kritik aufgegriffen: Fehlende Befassung mit kritischer Literatur zu ritueller sexueller Gewalt Ungeprüfte und selektive Übernahme von Angaben zu psychischen Störungen Gedächtnispsychologisch unplausible Angaben Darstellung der intentionalen Herbeiführung Dissoziativer Identitätsstörung als Faktum Fehlende Auseinandersetzung mit der Möglichkeit von Suggestionsprozessen Im Kern orientierten sich die Kritisierenden an einer Studie von Nick et al, aus dem Jahr 2018, da diese eine Basis für weitere Studien darstellte.

ZDF zieht Sendung zu Ritueller Gewalt zurück | ZDF Magazin Royale

Bereits am 18.09.2023 reichte die Aufarbeitungskommission eine Beschwerde beim ZDF Fernsehrat ein, um sich über eine undifferenzierte Berichterstattung Seitens der Böhmermann-Sendung zum Thema “Rituelle Gewalt” zu beschweren. Die Sendung sei zu undifferenziert und würde allen Opfern sexueller Gewalt schaden, sowie den im Bereich Traumatherapie arbeitenden Psychotherapeut*innen. Die Argumentation erfolgt in einer üblichen pathologisch anmutenden Art und Weise, in der eine untrennbare Vermischung mit sexuellem Missbrauch geschaffen wird. Im Grunde geht es jedoch um Verschwörungstheorien in Psychotherapien, was in der Sendung des ZDF Magazin Royale an der Person Michaela Huber aufgezeigt wurde.

Was steckt hinter ritueller Gewalt? | ZDF Magazin Royale

Freitag, der 08. September 2023. Unter dem Hashtag #HimmelOderHölle veröffentlichte Jan Böhmermann, in seiner Sendung ZDF Magazin Royale, einen Beitrag über Rituelle Gewalt (Link gültig bis zum 07.09.2024) und kritisiert - in gewohnt ironisch provozierender Manier - die Psychologin Michaela Huber und die These des Mind-Control. Michaela Huber ist unter Kritisierenden sehr bekannt und vermittelt seit mehreren Jahrzehnten die Thesen des rituellen Missbrauchs an ein breites Fachpublikum. In Deutschland galt sie bisher als DIE Spezialistin im Bereich Traumatherapie und Vorreiterin zur Aufklärung über die Dissoziative Identitätsstörung.

Rituelle Gewalt, QAnon und der Verfassungsschutz

Beim Verfassungsschutz ist von ritueller Gewalt weniger die Rede, sondern vielmehr von Verschwörungstheorien, die mit einem rechtsextremistischen Umfeld in Verbindung gebracht werden. Eine der beobachteten Verschwörungstheorien ist von der Gruppe QAnon. QAnon behauptet eine einflussreiche, weltweit agierende, satanische Elite würde Kinder entführen, foltern und ermorden um Adrenochrom aus deren Blut zu gewinnen. Das gewonnene Adrenochrom würde zur Herstellung eines Verjüngungsserums genutzt. So schreibt der Verfassungsschutz in seinem Bericht “Fortschreibung des Lagebildes Antisemitismus” folgendes: