Sekten und Psychogruppen - Ein Prolog

Die Geschichte der Satanic Panic ist inzwischen fast ein halbes Jahrhundert alt und hat in den letzten Jahrzehnten, unterstützt durch stetige Einflussnahme diverser Akteure, kontinuierlich Einfluss auf Politik und Medien nehmen können.

Wie es die Verschwörungstheorie nach Deutschland geschafft hat, lässt sich nicht genau nachvollziehen, vermutet wird jedoch ein Einschleichen aus den USA in den englischsprachigen Raum, über die Niederlande, nach Deutschland.

Ina Schmied-Knittel schrieb noch 2008 in ihrem Buch “Satanismus und ritueller Missbrauch”, dass der politische Einfluss eher gering sei, was jedoch durch das Wirken der Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten und deren Gremien als überholt betrachtet werden kann.

Zudem wird aktuell angestrebt, im Jahr 2024, das Amt der Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten gesetzlich zu verankern.

Eingeschlichen hat sich das Thema zunächst über den Begriff “Ritueller Missbrauch”, der im Zusammenhang von Kritik an Neureligiösen Gruppen aufkam. Eltern verloren in den 80er Jahren verstärkt Kinder an Sekten und wollten deswegen gegen Vereinigungen wie die Scientology Church, die Kinder Gottes und Transzendentale Meditation Organisation vorgehen.

Im Jahr 1978 berichtete der Spiegel über diese Bestrebungen. “Wie verzaubert, betäubt, berauscht” lautete der Titel des Artikels und erzählte von Eltern, die Ihre Kinder an Sekten verloren. Dabei schilderte er Fälle aus einer “Dokumentation über die Auswirkung bei Jugendreligionen auf Jugendliche in Einzelfällen” die von einer Elterninitiative für geistige und psychische Freiheit herausgegeben wurde.

Aktion für geistige und psychische Freiheit – Arbeitsgemeinschaft der Elterninitiativen, so der volle Name. Die Dokumentation sollte ungefähr 10 Jahre später ihren Weg in den Deutschen Bundestag finden.

Eine gewisse Ähnlichkeit, zum Thema Rituelle Gewalt, lässt sich bereits in einigen Formulierungen erkennen. So lautete zum Beispiel ein Vorwurf der Elterninitiative gegenüber den neureligiösen Gruppen:

“Sie wenden Methoden und Techniken an, die die Willens- und Entscheidungsfreiheit der Betroffenen einschränken oder gar völlig ausschalten”.

Es entbehrt einer gewissen Ironie, dass sich im Fahrwasser der Bestrebungen gegen die damalige Indoktrination durch Sekten eine Verschwörungstheorie etablieren konnte, die genau das verursacht, gegen das man damals vorgehen wollte. Auch das Vorgehen heutiger Hilfsvereine unterscheidet sich nicht wesentlich von dem Vorgehen, was man den Neureligiösen Gruppierungen vorwarf.

Das Ergebnis scheint das gleiche zu sein: “Unzählige Tragödien, zerbrochene Familien, verpfuschte Laufbahnen. ruinierte Freundschaften. kaputte Ehen”.
Eltern verloren damals und verlieren heute ihre Kinder. Hinzukommt, dass nun Eltern oftmals selbst als Täter dargestellt werden.

Damals schienen die Eltern teilweise so verzweifelt zu sein, dass sie ihre Kinder mit Gewalt aus den Gruppierungen holten und anschließend psychotherapeutisch “behandeln” ließen.

In den USA war der streng gläubige Christ Ted Patrick dafür bekannt, bei Ex-Mitgliedern ein sogenanntes “Deprogrammieren” durchzuführen. Im Zusammenhang von Traumatherapie, bedient man sich auch heute noch dieses Begriffes, wobei mehr willkürlich bestimmt wird, wer Opfer ist und wer nicht.

Das Engagement gegen Sekten dürfte einer von vielen Faktoren gewesen sein, wodurch sich die politische Beeinflussung entwickeln konnte. Im Jahr 1996 führte dieser Einfluss zur Gründung einer Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen". Dieses Thema wird jedoch in einem späteren Artikel gesondert aufgegriffen.

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Quellen